Cannabis-Experimente für Erwachsene im Tessin von den lokalen Behörden blockiert

Seit die Schweiz den regulierten Verkauf von Cannabis in kleinem Umfang im Jahr 2021 legalisiert hat, laufen sieben derartige Versuche unter der Aufsicht des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Der achte und neunte im Tessin vorgeschlagene Versuch könnte bald die Genehmigung der Bundesregierung erhalten. Der Große Rat des Kantons distanziert sich jedoch von den Projekten und lehnt eine offizielle Unterstützung ab.
10 Jahre Bemühungen
Die Initiative für Cannabisversuche im Tessin reicht fast ein Jahrzehnt zurück. Die ersten Vorschläge wurden 2016 unterbreitet, und 2017 wurde ein offizieller Antrag eingereicht. Erst am 24. März 2025 stimmte der Große Rat des Kantons Tessin schließlich für den Antrag 1222, der ursprünglich darauf abzielte, ein Pilotprojekt zu fördern, dann aber dahingehend abgeändert wurde, dass er lediglich „bereits bestehende Projekte begleiten“ sollte.
Trotz dieser Aufweichung setzten sich die Argumente der Prohibitionisten letztlich durch. Der Rat lehnte den Antrag ab und ließ die Tessiner Pilotprojekte ohne offizielle Unterstützung des Kantons zurück.
Einer der vorgeschlagenen Versuche, „Cannabis im Tessin“, wird von der TiCann SA geleitet, einem Schweizer Unternehmen, das eigens für die Durchführung regulierter Cannabisversuche in der Region gegründet wurde. Sein Hauptziel ist es, Daten über die Art des Cannabiskonsums, die Effekte auf die öffentliche Gesundheit und die sozialen Auswirkungen in einem legalen und kontrollierten Rahmen zu sammeln.
Das Projekt wurde bereits von einer Ethikkommission genehmigt und wartet auf die endgültige Genehmigung durch das BAG. Sobald die Genehmigung vorliegt, wird die TiCann AG die Studie verwalten und die Verteilung der Cannabisprodukte an die Teilnehmer beaufsichtigen. Die Universität St. Gallen wird die universitäre Forschung leiten, während das unabhängige klinische Forschungsunternehmen Areté Solutions die Einhaltung der Vorschriften überwachen und regionale Trends analysieren wird.
Das Tessin hat eine einzigartige historische Beziehung zu Cannabis. In den frühen 2000er Jahren erlebte die Region das Aufblühen von „Canapai“-Cannabisläden, die in einer rechtlichen Grauzone operierten. Zwar gingen die Bundesbehörden schließlich hart gegen diese Geschäfte vor, doch das Aufkommen von synthetischen Cannabinoiden hat neue Herausforderungen im Bereich der Regulierung geschaffen. Das Pilotprojekt soll Daten liefern, die Aufschluss über künftige politische Maßnahmen geben.
Eine lebhafte politische Debatte
Die Debatte über den Antrag spiegelte die allgemeine Entwicklung der Schweiz in Richtung Legalisierung wider, wobei die Befürworter argumentierten, dass sich die Versuche an der Bundespolitik orientieren. Laura Riget (Sozialdemokratische Partei der Schweiz), die den Antrag vorstellte, sagte :
„Die Realität zu leugnen ist niemals die Lösung, und das gilt auch für den Konsum von Cannabis. Es handelt sich nicht um eine unüberlegte Liberalisierung, sondern um einen ernsthaften und strukturierten Prozess, um eine verantwortungsvolle Regulierung zu testen.“
Die Gegner stellten jedoch die Notwendigkeit weiterer Pilotstudien in Frage. Maurizio Agustoni (Zentrum) sagte: „Diese Pilotversuche sind nicht notwendig. Andere Kantone führen sie bereits nach strengen wissenschaftlichen Kriterien durch. Warum sollten wir sie wiederholen? Das ist keine Innovation, das ist Sturheit und Verschwendung“.
Die Befürworter des Projekts entgegneten, dass die einzigartige kulturelle und soziale Landschaft des Tessins eine lokalisierte Datenerhebung rechtfertige. Dennoch dominierte die prohibitionistische Rhetorik die Diskussion, wobei Lara Filippini (Berichterstatterin für die Mehrheit) behauptete, dass die Versuche den Cannabiskonsum „banalisieren“ und die weitgehend widerlegte Theorie der „Einstiegsdroge“ stärken könnten.
Was ist der nächste Schritt für Cannabisversuche im Tessin?
Mit einer knappen Abstimmung (46 Ja-Stimmen, 35 Nein-Stimmen, 2 Enthaltungen) lehnte der Rat den Antrag auf Unterstützung der Pilotversuche ab. Dies bedeutet, dass die Tessiner Regierung den Start der Versuche weder aktiv fördern noch unterstützen wird.
Gesundheitsminister Raffaele De Rosa erklärte, dass der Bundesregierung bereits zwei Anträge für Pilotversuche zur Prüfung vorgelegt worden seien. Er betonte, dass die Genehmigung in der Zuständigkeit des BAG liege :
„Es ist das Bundesamt für Gesundheit, das die wissenschaftliche Validität dieser Projekte bewerten muss. Überlassen wir es ihm, dies zu tun.“
Zwar ist das BAG gemäß Artikel 8A des Schweizer Betäubungsmittelgesetzes befugt, Cannabisversuche zu genehmigen. Es ist jedoch nicht sicher, ob die Zurückhaltung des Tessins die Projekte blockieren kann, selbst wenn sie die Genehmigung der Bundesregierung erhalten.
Vorerst bleiben die Cannabisversuche im Tessin in der Schwebe und warten auf die endgültige Entscheidung der Schweizer Regulierungsbehörden.
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