Wo kommt Cannabis ursprünglich her?

Es ist bekannt, dass die Verwendung von Cannabis Jahrtausende alt ist, aber es ist nicht bekannt, wann die Pflanze auf der Erde erschienen ist. Wissenschaftler haben versucht, diese Frage zu beantworten und ihren Ursprung zu bestimmen. Ihnen zufolge ist Cannabis vor 28 Millionen Jahren auf dem tibetischen Plateau in einer Höhe von etwa drei Kilometern über dem Meeresspiegel entstanden.

Es war einmal Cannabis

Cannabispollen wurden erstmals in Indien und dann in Japan entdeckt, wo sie 32.000 bzw. 12.019 Jahre alt waren. Forscher aller Couleur sind sich einig, dass Cannabis irgendwo in Zentralasien entstanden ist, doch bislang hatte sich niemand daran gewagt, genau zu bestimmen, wo und wann.

Die Forscher der Universität von Vermont haben verschiedene archäologische und geologische Studien, die versteinerte Pollen im Boden nachweisen, miteinander verknüpft, um zu versuchen, ein geografisches Gebiet und eine Epoche zu definieren. Cannabis wäre demnach vor 28 Millionen Jahren entstanden, d.h. zwischen dem Aussterben der Dinosaurier und dem vermuteten Auftreten der menschlichen Spezies, laut dieser Studie, die in der Zeitschrift Vegetation History and Archaeobotany.

Diese Forschung erwies sich als komplex, da die Pollen von Cannabis denen des Hopfens sehr ähnlich sind. Aus dieser Zeit soll übrigens auch der letzte gemeinsame Vorfahre von Cannabis und Hopfen stammen. Die beiden Arten nahmen danach einen unterschiedlichen Evolutionsweg. Die Forscher unterschieden die beiden Pollen, indem sie die versteinerten Pollen der umliegenden Pflanzen analysierten, um festzustellen, ob die Umgebung eher für das Wachstum von Hopfen oder Cannabis geeignet war.

Sie gingen nämlich davon aus, dass die beiden Pflanzen nicht im selben Lebensraum wachsen: Die Cannabispflanze bevorzugt eine offene, grasige und baumlose Umgebung, während der Hopfen eher in Wäldern wächst. Hopfenpollen werden daher in der Regel neben Baumpollen gefunden. So kamen sie zu dem Schluss, dass Cannabis auf dem tibetischen Plateau in der Nähe des Qinghai-Sees entstanden ist, der 3.200 Meter über dem Meeresspiegel liegt.

Den Forschern zufolge hätte die Entwicklung des tibetischen Plateaus und die dort herrschenden klimatischen Bedingungen die Entstehung und Entwicklung der Cannabispflanze in Asien begünstigt. „Das tibetische Plateau entstand durch die Kollision zwischen Indien und Asien, also kann man in gewissem Sinne die tektonischen Platten für die Entwicklung von Cannabis verantwortlich machen“, erklärt John McPartland, der Leiter der Forschungsarbeit.

Die Genauigkeit der verwendeten Techniken wurde jedoch von Robert Clarke, einem Berater der BioAgronomics Group in Los Angeles, kritisiert. Seiner Meinung nach können Bäume in einer solchen Umgebung sehr wohl an Seeufern wachsen und Cannabis kann daher auch neben Baumpollen gefunden werden. Mehr noch, die Entstehungszeit und, im weiteren Sinne, die Höhe und die klimatischen Bedingungen des Tibetischen Plateaus zu einem bestimmten Zeitpunkt sind umstritten.

Haben unsere prähistorischen Vorfahren Cannabis verwendet?

Cannabispollen wurden im Boden der Denisova-Höhle in Sibirien gefunden. In dieser Höhle wurde der Denisova-Mensch, eine ausgestorbene Art der Gattung Homo, die vor dem Homo Sapiens Sapiens existierte, zum ersten Mal anhand von Fossilien identifiziert. Es scheint, dass dieser bereits Cannabis verwendete.

Der Qinghai-See liegt einige hundert Kilometer nordwestlich der Baishiya-Karst-Höhle, von der bekannt ist, dass sie vor 160.000 Jahren vom Denisova-Menschen besucht wurde. Ist es möglich, dass der Denisova-Mensch bei dieser Gelegenheit Cannabis entdeckte, das in der Umgebung wild wuchs?

Jean-Jacques Hublin vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie bezweifelt dies. Er erinnert daran, dass vor 160.000 Jahren in der Region eine Eiszeit herrschte, die die Entwicklung bestimmter Vegetationen, darunter auch Cannabis, verhindert haben könnte.

Wie dem auch sei, das ursprüngliche Cannabis hatte wahrscheinlich wenig mit dem Cannabis zu tun, das wir heute kennen und das das Ergebnis von Hunderten von Jahren natürlicher Selektion und Kreuzung ist. Sein THC-Gehalt muss im Vergleich zu den heutigen Sorten ziemlich niedrig gewesen sein, aber immer noch weniger als unser französischer Industriehanf.