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Europäische Cannabisunternehmen träumen von der Wall Street

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Eine Welle des Optimismus schwappt über die europäischen Cannabis-Startups, da auch die nordamerikanischen Unternehmen ihren potenziellen Börsengang in den USA aufgrund der von der Biden-Administration geplanten regulatorischen Änderungen vorwegnehmen. Europäische Unternehmen würden somit nach höheren Bewertungen suchen, als sie an den Londoner Börsenplätzen erzielt werden können.

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Potenzieller Verlauf der US-Cannabisregulierung

Derzeit verbietet das US-amerikanische Recht amerikanischen Unternehmen, die mit der Pflanze zu tun haben, an den wichtigsten US-Börsen notiert zu werden. In Kanada hingegen, wo Cannabis von der Bundesregierung zugelassen ist, dürfen Unternehmen wie Canopy Growth an der Nasdaq notiert werden. Dieser Unterschied hat die US-Märkte für europäische Unternehmen attraktiver gemacht, insbesondere aufgrund der potenziellen Neueinstufung von Cannabis im Rahmen des Controlled Substances Act (Gesetz über kontrollierte Substanzen).

Im Mai stimmte die Drug Enforcement Administration (DEA) zu, Cannabis von Anhang 1 in Anhang 3 hochzustufen. Diese Neueinstufung würde den regulatorischen und steuerlichen Druck auf den Sektor erheblich verringern, was Börsen und risikoscheue Banken dazu ermutigen würde, ihre Haltung gegenüber Unternehmen aus dem Cannabissektor zu überdenken.

„Das ändert die Lage völlig“, sagte Boris Jordan, Gründer von Curaleaf, und wies auf die möglichen Auswirkungen auf die Branche hin.

Europäische Unternehmen bereiten sich auf einen Börsengang in den USA vor

Zu den europäischen Unternehmen, die Börsengänge in den USA planen, gehört die Grow Group, ein in London ansässiger Vertreiber von medizinischem Cannabis. Seit ihrer Gründung im Jahr 2017 hat die Grow Group 12 Millionen Pfund (15,6 Millionen US-Dollar) aufgebracht und strebt nun einen Börsengang an der Nasdaq im ersten Quartal 2025 an.

CEO Benjamin Langly ist zuversichtlich, eine Bewertung von 100 Millionen Pfund zu erreichen, und stellt Anzeichen einer Verbesserung auf dem Markt fest: „Was wir jetzt sehen, ist eine solche Entspannung, dass die Leute Geld einsetzen und dass es eine Rückkehr des Geldes in diesen Sektor gibt.“

Ein weiterer europäischer Akteur, Somai Pharmaceuticals mit Sitz in Lissabon, in Portugal, hat ebenfalls den US-Markt im Visier. Sein CEO, Michael Sassano, plant einen Börsengang an der Nasdaq mit einer Bewertung von 250 Millionen Euro (273 Millionen US-Dollar).

Auch Wellford Medical, ein anderes Unternehmen mit Sitz in London, erwägt einen Börsengang an der Nasdaq. Mitbegründer Joshua Roberts zeigte sich optimistisch: „Wenn die USA [neu klassifizieren], zusätzlich zur Gesetzesänderung in Deutschland, könnte dies der perfekte Zeitpunkt für uns und … die Anleger sein, um diese Stimmungswelle zu erfassen.“

Herausforderungen und Optimismus auf dem Cannabismarkt

Der Optimismus der europäischen Cannabisunternehmen wird durch zwei wichtige Faktoren genährt: die potenzielle Neubewertung von Cannabis in den USA und die jüngste Entscheidung Deutschlands, den Freizeitkonsum von Cannabis für Erwachsene zuzulassen. Diese Entwicklungen dürften den Absatz ankurbeln und das Vertrauen der Anleger in die Branche stärken, die bisher mit dem Regulierungsdruck und der Konkurrenz durch den Schwarzmarkt zu kämpfen hatte.

Die Börsenperformance von Unternehmen aus dem Cannabissektor war dennoch stets turbulent. So handelt beispielsweise der AdvisorShares Pure US Cannabis ETF, ein auf den Sektor ausgerichteter Fonds, deutlich unter seinem Höchststand. Bei Einzelaktien wie Canopy Growth und Tilray Brands sind die Bewertungen von ihren Höchstständen im Zuge der Legalisierung von Freizeit-Cannabis in Kanada im Jahr 2018 eingebrochen.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es Anzeichen für eine Erholung. Die Aktien von Canopy Growth haben sich seit Jahresbeginn um 47 % erholt, auch wenn sie von ihren Höchstständen im Jahr 2019 noch weit entfernt sind. Der allgemeine Optimismus spiegelt sich in den jüngsten Trends am Aktienmarkt wider, da Cannabisaktien seit Jahresbeginn um 10 % gestiegen sind, was teilweise auf die Erwartungen an regulatorische Änderungen zurückzuführen ist.

Letztendlich wird der Erfolg dieser europäischen Unternehmen auf dem US-Markt davon abhängen, inwieweit die regulatorischen Änderungen ein günstiges Umfeld für Cannabisunternehmen fördern. Wie Benjamin Langly von der Grow Group bemerkte, sind die Lockerung des regulatorischen Drucks und der Kapitalzufluss in den Sektor positive Zeichen.

Wenn sich diese Trends fortsetzen, könnten europäische Cannabis-Startups ein erhebliches Wachstum und höhere Bewertungen erfahren, was die Wall Street zu einem Schlüsselschlachtfeld für ihren zukünftigen Erfolg machen würde. Sie müssen dann nur noch profitabel sein und ihre Märkte finden, was ihren nordamerikanischen Cousins trotz ihres Vorsprungs nicht immer gelingt.

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